In einem Facebook-Beitrag – Sie können das wahrscheinlich nicht sehen, denn ich bin da konservativ und schalte mein Profil nur für mir näher Bekannte frei – postete ich kürzlich: Selbstverständlich fahre ich am Golfplatz nicht Cart, sondern gehe. Wer am Golfplatz Cart fährt, ist ein Weichei.
Zum Beweis stellte ich ein kurzes Video dazu: Kollege R. und ich auf dem formidablen Glashedy-Linkskurs von Ballyliffin an Irlands stürmischer Nordwestküste. Sie können es sich ein paar Zeilen weiter unten eh anschauen. Der Wind pfiff und ich trug sechs Schichten Gewand, kurz vor Entstehen der Aufnahme war der Himmel noch dunkelschwarz und ein sogenannter „Hailstorm“ (Eiskugeln von beachtlicher Größe) hätte uns fast aufgefressen. R. präferierte angesichts dieser Bedingungen das E-Cart.
Am Ende des Clips sehen Sie R. im Wagerl davon fahren. Ich vermute: auch deshalb, weil ich vor lauter Glück lauthals „Dirty Old Town“ sang. Sonst mache ich so etwas eher nicht, denn ich kann nicht singen und habe mich außer auf irischen Linksgolfplätzen so gut wie immer im Griff. Weil ich dem Umfeld die Belastung meines zur Gänze abwesenden musikalischen Talentes nicht antun möchte.
Warum ich sang? Linksgolf in Irland ist halt auch im schönen Mai Golfspiel unter minütlich wechselnden Bedingungen. Auf einer irischen Linksgolfrunde hast du immer alles, Sommer und Winter und Frühling und Herbst. Wobei: wenig Sommer, viel Winter. Regen ist so gut wie immer dabei und der Wind ist in Irland halt der Sturm, wie Gott ihn sich gedacht hat. Ich mag das, denn im Gegenzug hast du mit dem Wind auch Weite und Wellen und kannst dir von allen Dreien die Seele streicheln lassen.
Ich brauche das sogar und bin
dort dann jeweils vollends mit mir im Reinen. Mein ansonsten im verwaschenen Grau des österreichischen Alltags-Pallawatsch permanent trauriges Herzerl geht mir in Irlands Links vor Glück immer über. Dann ist mir einfach zum Singen. Nicht erst einmal habe ich verstohlen ein kleines Tränchen der Glückseligkeit zerquetscht, als ich an einer Dünenkante stand und auf den Atlantik blickte, der Wind meine Nase umtoste und ich mir sagen konnte, dass ich jetzt gerade da war, wo ich am liebsten ständig sein würde. Immer nehme mir dann vor, diese Insel nie, nie, nie mehr zu verlassen. Doch dann steige ich, mo chroí in pian, Tage später dennoch immer wieder zu einer unverschämt frühen Tageszeit in den Aer-Lingus-Flieger zurück ins grundgrantige Österreich und weiß gar nicht, warum jetzt eigentlich.
Schau, es ist wie wenn ich hier Kaffee in riesigen Tassen mit Milch trinke. Das Weiche vom Ei ist das was ein Küken wird ;):Nun klipp und klar: wehe du fährst Cart in Eire 🙂